Schäferhundkeratitis

Schäferhundkeratitis

Ich habe einen belgischen Schäferhund.
Er ist jetzt 7 Jahre alt. Vor etwa 8 Monate bemerkte ich eine Errötung seiner Augen jeweils im äusseren Winkel. Mittlerweile ist diese Errötung erheblich stärker, wobei Kapillaren ein sichtliches Netz bilden und die Sklerosis (?) im Bereich der Iris weiss herantritt.

Die Schäferhundkeratitis ( Keratitis superficialis vasulosa pannosa pigmentosa chronica ) ist eine chronische, oberflächliche Entzündung der Hornhaut und meist gleichzeitig auch der Bindehäute des Auges. Sie ist in der Tier­medizin nach ihrem Erstbeschreiber auch unter der Bezeichnung „Keratitis Überreiter“ bekannt.

Der Name Schäferhundkeratitis leitet sich von der Tatsache ab, daß diese Erkrankung vornehmlich beim Deutschen Schäferhund auftritt, und nur äußerst selten bei anderen Hunderassen ( Col­lie, Pudel, Dackel, Greyhound, Mischling )

Wie äußert sich die Schäferhundkeratitis?

Die Krankheit, die meist zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr des Hundes zum Ausbruch kommt, beginnt fast immer gleichzeitig im Bereich der äusseren Anteile der Hornhaut beider Augen. An der Grenze der weißen Augenhaut zur Hornhaut, die meist vermehrt pigmentiert ist, kommt es zum Einwachsen von gefäßhaltigem Granulations- und Bindegewebe in die oberen Schichten der Hornhaut, was in der Bildung eines undurchsichtigen, oberflächlich unebenen, kirschrot gefärbten Flecks sichtbar wird. Dieser Fleck ist meist von einem specki­gen, grauweißen Saum begrenzt.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung wandern von den Randbezirken her pigmentbildende Zellen in das veränderte Gebiet ein, was dem, sich in Richtung auf die Hornhautmitte zu ausdehnenden Fleck, nun ein mehr graurosa bis fleckig braunschwarz marmoriertes Aussehen verleiht.

Gleichzeitig besteht häufig eine entzündungsbedingte Rötung der Bindehäute.

Ohne Behnadlung schreitet der genannte Entzündungsprozeß sehr häufig weiter fort und erstreckt sich schließlich über die gesamte Hornhaut, was zur völligen Erblindung des Hundes führen kann.

Wie entsteht die Schäferhundkeratitis?

Nachdem früher als Ursache der Schäferhundkeratitis auch Infektionserre­ger diskutiert wurden, ist man heute, obwohl die genauen Ursachen der Erkrankung immer noch nicht im Detail bekannt sind, allgemein zu der Überzeugung gelangt, daß der Krankheit eine Entgleisung des Abwehrsystems zugrunde liegt, bei welcher der Organismus im Sinne einer Autoimmunerkrankung Antikörper oder zelltoxische Immunzel­len gegen körpereigenes Gewebe bildet.

Am Ausbruch der Krankheit sind dann noch weitere, körpereigene ( =endogene ) und von außen auf ihn einwir­kende ( =exogene ) Faktoren beteiligt.

Ein endogener Faktor scheint in diesem Zusammenhang eine rassebe­dingte erbliche Veranlagung des Deutschen Schäferhundes für diese Erkrankung zu sein, deren Erbgang bisher nicht bekannt ist.

Unter den exogenen Faktoren wird dem ultravioletten Strahlenan­teil des Sonnenlichts eine herausragende Bedeutung als Auslöser der Schäferhundkeratitis zugesprochen, was den gehäuften Ausbruch der Erkrankung in den sonnenreichen Monaten erklärt.

 Was sind die Folgen der Schäferhundkeratitis?

Wird der Hund nicht tierärztlich behandelt, so verläuft die Krankheit häufig schubweise progressiv, was aufgrund der oben beschriebenen Symptomatik im Endstadium der Erkrankung zur horn­hautbedingten Erblindung des Tieres führen kann, da die Hornhaut durch die Pigmenteinlagerung ihre für den Sehvorgang erforderliche Transparenz verliert.

Da die Schäferhundkeratitis im allgemeinen beiderseitig auftritt, ist dann früher oder später mit einem vollständigen Verlust des Sehvermögens zu rechnen.

Wie behandelt der Tierarzt die Schäferhundkeratitis?

Da eine Heilung der Krankheit im eigentlichen Sinne nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht möglich ist, kann das Ziel der Behandlung nur sein, akute Schübe so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bringen, weitere Krankheitsausbrüche zu verhindern, und so die beschriebenen Folgen der Erkrankung möglichst gering zu halten.

Weil der Schäferhundkeratitis, wie oben erwähnt eine „Fehlreaktion“ des Abwehrsystems des Körpers zugrunde liegt, kann diese durch örtliche Kortisongaben unterdrückt werden. Sie erfolgen im akuten Stadium der Erkrankung durch den Tierarzt mit Hilfe von Injektionen unter die Bindehaut des betroffenen Auges. Das Auge wird vor dieser Behandlung oberflächlich durch Einträufeln von Lokalanästehetikum gefühllos gemacht, sodaß die Injektion für den Hund nicht mit Schmerzen verbunden ist. Zuhause führt der Besitzer des Tieres die Kortisontherapie in Form einer Salbenbehandlung fort, die anfangs mehrmals täglich erfolgen muß ( 4-5 mal ), im weite­ren Verlauf, in Abhängigkeit von den tierärztlichen Kontrollun­tersuchungen, schrittweise reduziert wird, aber in niedriger Erhaltungsdosis während des gesamten Lebens des Hundes beibehalten werden muß ( 1 mal täglich ).

In hoffnungslos verschleppten Fällen, oder in den Fällen, in denen die Krankheit medikamentell nicht beherrschbar ist und zur Er­blindung des Tieres geführt hat, besteht noch die Möglichkeit durch eine Operation die betroffenen oberen Hornhautschichten chirur­gisch zu entfernen. Da dieser relativ schwerwiegende Eingriff jedoch nicht beliebig oft wiederholt werden kann, die Erkrankung aber auch hierdurch nicht ursächlich geheilt wird, sollte diese Methode nur als letzte Möglichkeit für weit fortgeschrittene Fälle, reserviert bleiben.

Was kann der Hundebesitzer selbst tun?

Neben der konsequenten Durchführung der vom Tierarzt verordneten Langzeittherapie, der regelmäßigen Wiedervorstellung des Hundes zur Kontrolluntersuchung in der Klinik oder Praxis des behandeln­den Tierarztes, der sofortigen (!) Konsultation des Tierarztes im Falle des erneuten Auftretens akuter Krankheitserscheinungen sollten alle Faktoren, die den Ausbruch der Krankheit verursachen vom Patienten ferngehalten werden.

Da dem kurzwelligen Strahlungsanteil des Sonnenlichts erwiesener­maßen eine große Rolle im Zusammenhang mit dem Auftreten akuter Krankheitsschübe zugemessen werden muß, sollte das Auge der betroffenen Hunde vor übermäßiger UV-Einstrahlung ( heller Son­nenschein bei wolkenlosem Himmel, Sonnenschein bei schneebedeck­ter Landschaft v.a. in großen Höhen, Sonnenschein bei Aufenthalt an oder auf Gewässern ) geschützt werden. Das heißt, daß die Hunde an Tagen an denen mit erhöhter UV-Strahlung zu rechnen ist, zu längeren Spaziergängen nur in den frühen Morgenstunden, am Abend oder im Wald mitgenommen werden sollten, und ansonsten tagsüber im Haus oder an Orten ohne direkte Sonneneinstrahlung, also im Schatten, gehalten werden sollten.

Läßt sich eine UV-Exposition des Hundes aus verschiedenen Gründen nicht vermeiden, so müssen die Augen des Tieres während des Aufenthalts in sonniger Umgebung geschützt werden. Dies kann entweder durch das Tragen einer speziellen Sonnenbrille für den  Hund bewirkt werden, die von vielen Hunden nach kurzer Gewöhnungszeit problemlos toleriert wird, oder durch das Einträufeln einer vor UV-Strahlen schützenden Substanz in den Bindehautsack des Auges. Die Wirksamkeit der letztgenannten Maßnahme ist allerdings nur von relativ kurzer Dauer, so daß die Medikation in bestimmten Zeitabständen ( ca. jede Stunde ) wie­derholt werden muß.